Paklenica - Eine illustrierte Passion

Von Oliver König (der im Februar 2005 den Text verfasst hat),
Peter Mayer, Ulli Prenner, Rosi Pöchhacker und Erich Eckart,
Oktober 2004

 
 
Ein Haufen Steine - soweit der Rationalist.
Eine Symphonie in Fels - was für ein Romantiker.
Einfach mega geil - juveniles Sportkletter-Idiom.
Paklenica ist alles.
 
Und mehr.

Marasovici

Eingang zum Nationalpark

Blick vom Campingplatz

Guten Morgen
Tief in Zelt und Schlafsack verwurstelt erhalte ich meine Order.
Morgen Slovenski.
Oui, mon General.
 
Recht unscharf (wo ist denn nur die Brille) taucht ein Bild vom Debeli Kuk auf.
Paklenica-Speed-Climbing? Knapp daneben. Fest steht nur, es wird ein Kampf.
 
Wenn mich nur das Reisebüro nicht vermittelt hätt...

Übersicht Slovenski am Debeli Kuk
Gleich nach der Einstiegs-Seillänge stehen wir im finstersten Winkel der Wand. Über uns eine aalglatte Verschneidung. Badewanne, singt der Kärntner Volksmund aus dem umgebauten Lieferwagen nebenan. Glücklicherweise ist die Wannen-Emaillierung doch ein klitzekleines bisschen schadhaft. Die folgende Querung ist zwar leichter, zum Ausgleich jedoch teilweise als Wannenzulauf in Verwendung. Schon taucht ein Schlüssel im Topo auf. Aber meiner passt einfach nicht und ich lange kurz, aber herzhaft in die Expreßschlingenwelt. Ächz.
Wenn mich das Reisebüro nur nicht vermittelt...

SL3 Slovenski

Schlechter Stand

Tiefblick Slovenski

Ausstieg aus Schlüssel-SL Slovenski
Machen wirs kurz. Mit dem allerletzten Pips (Variante) überwältige ich die Ausstiegslänge, die dann vom Nachsteiger lautstark von allerhand, seiner Ansicht nach, unnötigem Klemmgeblöcke befreit wird. Hurra wir leben noch!

5b-Genuss Slovenski

Slovenski geschafft
Männer, richtige Männer - lassen die Abstiegsbeschreibung aus Gewichtsgründen im Zelt. Auf unserem zerwuzelten Topo entziffere ich mit einiger Phantasie etwas von Abseilen über die Route Karaoke gleich nebenan. Aber das Singen vergeht mir bereits in der zweiten Länge wo ich, wie weiland Tarzan der Entnervte, durch zwangloses Schaukeln hundert Meter über Grund den nächsten Kettenstand anpendle. Als der Achter endlich knapp neben dem Einstieg verglüht, weiß ich, dass mir alle Sünden vergeben sind.

  Wie man sich doch täuschen kann.

Abseilstand am Debeli Kuk
Morgen bin ich Primar. Also verordne ich Henkel-Genuß am Veliki Kuk. In tiefster Nacht gesellt sich noch Schwester Ulli zu uns. Das gibt hörbare Unterstützung schon im Zustiegs-Konglomerat zum Centralni Kamin.
 
Und da sind sie ja, die unglaublichen Paklenica-Wasserrillen. Armtiefe U-Profile werden vom Operations-Trio fachmännisch verkeilt.
Gib Gummi.

Übersicht Centralni Kamin am Veliki Kuk

SL1 im Centralni Kamin

Oliver quert

Wasserrillen

Ulli kommt aus dem Kamin
Kurz nach dem luftigen Quergang ist es soweit. Der Titularkamin verhilft auch Nichttänzern zum vollkommenen Herren-Spagat - oder zum vollkommenen Leistenbruch. Zur Entspannung verwöhnt die Ausstiegsplatte noch mit Tropflöchern und Sanduhren, die aber viel zu rasch ablaufen.

Ausstiegsplatte

Am Tobleronezipfel
on Top
Und weils heut gar so kurz und vergnüglich war, muß das Trio Infernal noch mal ran und verarztet auf dem Heimweg Popaj in einer Safety First Kombipackung. Es stellt sich heraus, dass meine Spinatreserven offenbar schon nach zwei Tagen restlos aufgebraucht sind. Also muß des Abends eine köstliche Fischplatte auf Mangold das Mucki-Fiasko einbremsen.

Ulli

Nochmals Ulli

Dr. König operiert Popaj

Übersicht Brahmroute, Anica Kuk
Nein, Johannes hieß er nicht, der Schöpfer dieser inhomogenen Komposition aus hellem Kalk und dunklem Gemüse. Dabei wäre die verschlungene Linienführung durchaus eines Brahms würdig. Aber Zeit für solche Gedankenspiele bleibt nicht viel, denn die brüchige Einstiegslänge verlangt sofort volle Konzentration. Die Verschneidung neben dem Schlüssel im Topo bietet unten keine Tritte, darüber zusätzlich keine Griffe, und schließlich überhaupt kein Fortkommen mehr. Verzweifelt deute ich das Topo von 5c auf A0 um, und siehe da, schon steckt mein Rucksack im Ausstiegsspalt. Und sein Träger mit ihm. Da hilft kein Horuck sondern nur noch Zuruck. Frei schwebt ein Rucksack von geplagten Schultern ins Spaltdepot. Jetzt nur noch den Bauch einziehen. Tutti, alla breve: Wenn mich das Reisebüro nur nicht... Zwei Längen weiter noch einmal den Hintern weit raushängen, der Rest ist reine Entspannung. Bis zum Felsenfenster. Mit Aussicht. Aufs Meer.

Geschafft!

Rosi im Spalt

Gipelfelsen Anica Kuk

Felsentor am Brahm-Ausstieg

Gleich am Gipfel!

Peter am Gipfel

Gegenlicht
Ab nun dominieren nicht die senkrechten, sondern die waagrechten Wasserrillen. Die Sonne steht schon tief über dem Meer, als wir die Gipfelfelsen des Anica Kuk verlassen. Jetzt aber flott von einer Stein gewordenen Rasiermesserklinge zur nächsten gehüpft - zur nächsten gehüpft - zur nächsten - Schwester Ulli - schnell! Wir verlieren ihn! Das Blödeln wird dir gleich vergehen. Wer hat denn ein Taschenmesser da? Feuerzeug zum Desinfizieren hab ich selber. Die Hautfetzen am Rand der Wunde sollte man wegschneiden. Blutrot ertrinkt die Sonne im Meer.

Messerscharf

Schwester Ulli, bitte kommen

Sonnenuntergang

Übersicht Velebitaski an Anica Kuk
Und genau so zielsicher, wie die Sonne am nächsten Morgen wieder erscheint, stehen die Unbelehrbaren erneut im Schatten der mächtigen Nordwand.

Velebitaski. Moosig feucht wittert sie mir finster entgegen. Nach dem zweiten Ausrutscher stehe ich zu meinen schwachen Nerven und pfeife Peter zurück.

Hier heute nicht mit mir.

Übersicht Kamasutra an Anica Kuk
Aber es gibt ja Alternativen. Und so lassen wir uns vom Anica Kuk in der Kunst des Kamasutra unterweisen. Nach drei Längen in zunehmender Befriedigung beherrsche ich schon beinahe jede Stellung - oder Verrenkung? - und erreiche den Höhepunkt gerade als mir die Sonne zärtlich durch die Ausstiegsrillen entgegenbrandet.
 
Nach einem deutlich weniger dramatischen Abstieg als gestern vergreift sich Peter noch Hohen Sinns an Andi & Max & Franz. Wäre doch auch gelacht, wenn sich zwischen so vielen Bohrhaken am Kuk od Skradelin nicht doch noch ein alpiner Sanduhr-Stand einrichten ließe - und sei es nur an der eigenen Hose...

Messerscharfes 6a am Kuk od Skradelin
Der angelehnte Pfeiler (Stup) am Westende des Anica Kuk ist wohl das bekannteste Schmuckstück Paklenicas. Elefantenbauch. Bauch? Wieso Bauch? Die erste Seillänge schlängelt sich eindeutig links einer tief eingeschnittenen Pofalte hinauf. Und die zweite erfordert arschglattes Getänzel über ebensolche Backe. Tritte und Griffe, so man von solchen überhaupt noch zu flüstern wagt, sind mittels Babypuder bestens markiert. Au Backe: Wenn mich das Reisebüro... Am ersten Griff, der mehr als anderthalb Fingern Aufnahme bietet, entlädt sich der Adrenalinstau. Die dritte Länge zieht hinauf ans Ende der Pofalte zum - natürlich - Tropfloch. Noch eine Länge Klemmschuhakrobatik vom Feinsten, dann ist der Pfeilerkopf erreicht. Ruhe kehrt ein. Rundum entspringen prächtige Wände aus üppigem Grün. In der Ferne der Hauptkamm des Velebit. Für das makellosen Blau des Himmels sorgt eine kraftvolle Oktobersonne, die mir auch noch ein abschließendes Bad in der Starigrader Bucht gestattet. Und schon weiß ich wieder, warum mich das Reisebüro vermittelt hat...

Hose mit Sanduhr

Anica Kuk mit Stup

Stup

Kletterer in Domzalski

Felsverrückt

Domzalski-Genuss

Domzalski - nur 5b

 
Text und Fotos: siehe Seitenanfang
Gestaltung: Christian Faltin 2005
Update 9.6.06   Christian Faltin