Schitourenwoche in Andermatt, 15.-23.Februar 2003

Ein Bericht von Klaus Adler

Eine ganze Woche lang strahlend blauer, wolkenloser Himmel und traumhafter Pulverschnee! Ideale Skitourenverhältnisse mit nur geringer Lawinengefahr. Das ist keine Wunschvorstellung beim Anblick des Sonnenscheins durch das Bürofenster, sondern war letze Woche wirklich so - in Andermatt, in der Zentralschweiz, zwischen Gotthard-, Furka- und Oberalp-Pass. Das Bergdorf in 1440m Hohe liegt wirklich ideal und bietet unzählige Tourenmöglichkeiten. Mit dem dichten Eisenbahnverkehr auf der Furka-Oberalp-Bahnstrecke sind die meisten Gipfel - die Berge sind alle zwischen 2700 und 3000m hoch - angenehme Tagestouren.

Nach dem Frühstück in unserem "Kellerlokal" - wir hatten ein relativ preisgünstiges Lager-Quartier, das aber leider im Keller eines Hauses fast ohne Tageslicht war - marschierten wir täglich zum nahegelegenen Bahnhof. Der Zug zum Oberalppass fährt im Halbstundentakt und ist immer mit zahlreichen anderen Skitorengehern und Pistenskifahrern voll besetzt. Am Pass in 2048m Höhe werden die Ski angeschnallt und die Skitourengeher marschieren in die verschiedenen Richtungen los. Trotz der vollen Züge war aber auf keiner Tour "Massenbetrieb". Wir waren oft sogar alleine unterwegs, auch von den Skiliften und Pisten war schon kurz nach Verlassen der Passhöhe nichts mehr zu merken. Allerdings gab es natürlich fast keine unverspurten Hänge mehr.

Trotzdem waren viele Abfahrten ein Genuss, vor allem in der ersten Wochenhälfte war es grimmig kalt und der Pulverschnee blieb erhalten. Dann wurde es etwas wärmer und die Schneequalität nahm deutlich ab. Als Eingehtour am Sonntag-Nachmittag gingen wir vom Oberalppass auf den Pazolastock (2700m), von dem man 1300 Höhenmeter Abfahrt direkt nach Andermatt hat.

Am Piz Giuv (3011m) zogen wir eine einsame Spur durch den steilen Gipfelhang. Am Rückweg kann man nach ein paar km "Langlaufen" über den zugefrorenen Oberalpsee ebenfalls direkt nach Andermatt abfahren. Auch die Gipfelstation der Gemsstock-Seilbahn bietet einen herrlichen Ausgangspunkt für eine Skitour auf den Rotstock und den Piz Centrale (2999m) Wir haben gleich beide Gipfel am selben Tag nacheinander bestiegen und sind so auf insgsamt fast 2000 Abfahrtshohenmeter bei nur 800 Aufstiegshöhenmetern gekommen.

Eine weitere tolle Gipfeltourenkombination vom Oberalppass aus sind Badus und Rossbodenstock, von dem man dann 1400 steile Abfahrtshöhenmeter nach Andermatt hat.

Dagegen ist die sehr beliebte Tourenabfahrt durch das Fellital nach Gurtnellen mit 1700 Abfahrtshöhenmetern "nur" landschaftlich schön. Denn ab der Hälfte "fährt" man auf einem Sommerwanderweg in dichtem Steilwald, unten geht es dann auf der Forststrasse und am Schluss steht man vor der Gotthard-Autobahn, wo wir erst nach längerem die richtge Unterführung zur Busstation fanden.

Unsere längste Tour war der Piz Lucendro (2965m). Hier hat man keinen so hoch gelegenen Ausgangspunkt sondern muss von Realp (1535m) aus losmarschieren. Oben machten wir den Fehler, den steilen Gipfelhang direkt hinaufzuspuren, anstatt auf der vorhandenen Spur "hintenherum" zu gehen. Im grundlos tiefen Pulverschnee brauchten wir vermutlich die dreifache Zeit. Von allen Gipfeln hat man eine Fernsicht über ein unglaubliches Gipfelmeer, aus dem die grossen Viertausender der Walliser und Berner Alpen herausragen. Fazit: So eine tolle Skitourenwoche gibt es wirklich, nur nicht sehr oft!


Update 5.3.03  Christian Faltin